Adventposaunenwerk

Zur Geschichte der Posaunenarbeit der STA im Ostdeutschen Verband und in der DDR

Gesang und Musik gehörten von Beginn an zum Leben der Adventgemeinden in Deutschland.

Unter den Instrumenten fanden sich auch Blechblasinstrumente.
Die Missionsschule in Friedensau (1899 gegründet) hatte eine Musikgruppe, darunter Blechblasinstrumente und große Trommel!
Die ersten Missionare, die nach Deutsch-Ostafrika (Tansania) gingen (1903) nahmen Blasinstrumente mit und lehrten die Menschen dort das Blasen. Auswirkungen bestehen bis in die Gegenwart.

Die ältesten Bläserchöre:
Chemnitz:    Gegründet am 10. April 1918 von Max Lindner, Name: „Jubilate“.
Nürnberg:     gegründet 1926
Annaberg:    Gegründet 1934 von Emil Löser.
Auch in Berlin, im Raum Oschatz / Riesa, in Saalfeld und in den deutschen Ostgebieten ist vor dem 2. Weltkrieg geblasen worden.
Der 2. Weltkrieg brachte wie überall auch in der Bläserarbeit den großen Einbruch.


1945 – 1963

Nach Ende des Krieges begannen in den „alten“ Chören zaghafte Wiederbelebungsversuche.
In Chemnitz geschah das durch Walter Buschbeck, Erich Köthe und Willy Böttcher (Orchestermusiker). 1949 begann dort die Nachwuchsarbeit. (Heinz Buschbeck ging daraus als Bläser hervor.)
In Annaberg nahm Emil Löser die Bläserarbeit wieder auf.

Neue Bläsergruppen entstanden dadurch, dass die „Umsiedler“ aus den deutschen Ostgebieten ihre Instrumente und Fähigkeiten mitbrachten und so als Motivationsschub wirkten z. B. in Senzke bei Nauen. Zum anderen erkannten musikbegabte junge Prediger in der Bläserarbeit ein gutes Mittel zur Gemeinde- und Jugendarbeit.

Neue Chorgründungen:
Senske 1949 (?); Goosfeld 1950 (?) durch Karl Gätzinger mit der Großfamilie Zücker; Görlitz 1951; Rostock 1953; Prenzlau 1955 (?); Wittenberg, Braunichswalde, Wismar, Schwerin; Riesa; Oschatz; Kamenz; Schneeberg.

1959 Gründung des Berliner Vereinigungschores; erster Auftritt zur Konferenz am Funkturm im Mai 1961 mit 25 Bläsern.

Mitte der 50er Jahre Treffen der Bläser aus Berlin und Mecklenburg auf der Wachtelburg in Werder/Havel.
1957 erster Auftritt der Bläser des ODV zur Bibelwoche in Friedensau.
1960 erstes Bläsertreffen des ODV in Friedensau unter Leitung von Wolfgang Uhlig.
Um 1960 Beginn regelmäßiger Bläsertreffen für Sachsen im Waldpark (Karl Greiner).
Ostern 1963 erste Bläserfeierstunde in Chemnitz.


1963 – 1995

Bis Mitte der 60er Jahre bestanden die Bläserchöre relativ isoliert. Gelegentliche regionale Treffen gab es wohl, besonders im sächsischen Raum.
Eine kontinuierliche, zielgerichtete, fachlich fundierte Arbeit beginnt erst im Frühjahr 1964 durch die gemeinsame Arbeit von W. Kabus und J. Zschunke.

Die ersten Bläsertreffen auf Vereinigungsebene:
29.-31. Mai 1964 auf der Wachtelburg (mit Wolfgang Richter)
10./11. April 1965 in Cottbus (mit C. Hölzel)
15.-19. April 1965 auf der Wachtelburg
Im Oktober 1965 in Wittenberg

Seit 1968 arbeitet J. Zschunke neben seiner Pastorentätigkeit als Landesposaunenwart. Er absolviert ein externes Musikstudium an der Musikhochschule in Dresden.
Bläsertreffen auf Vereinigungsebene; Bläserrüstzeiten für Nachwuchsbläser; Bläserrüstzeiten für Fortgeschrittene für den ganzen ODV; Obleutetreffen; Organisation von Bläsereinsätzen; Notenbeschaffung (über evangelischen Verlag und AG der Posaunenwerke).

Ständiges Mitwirken der Bläser bei Konferenzen und großen Bibelwochen in Friedensau.
1985 (Wachtelburg) und 1988 (Waldpark) finden verbandsweite Familien-Bläserwochen statt.
Vom 3.-6. Oktober 1991 finden die ersten und letzten Bläsertage der ostdeutschen Adventgemeinden in Magdeburg statt, mit 150 Teilnehmern („Zu uns komme dein Reich“).
Seit Oktober 1983 ist das Bläserwerk des ODV Gastmitglied in der AG der Posaunenwerke der evangelischen Kirchen in der DDR.
1992 geht das ostdeutsche Bläserwerk im Zuge der Reorganisation der Gemeinschaft im Advent-Posaunenwerk auf.
Seit dem 20. Mai 1995 gehört das Advent-Posaunenwerk als Vollmitglied zum Evangelischen Posaunendienst in Deutschland.
Bei der Bläserarbeit hat es immer schon ökumenische Begegnungen auf unterer Ebene gegeben. Bläser aus evangelischen Chören halfen adventistischen Chören mit fachlichen Hinweisen und Leitung.
Adventisten bliesen und blasen in evangelischen Posaunenchören mit.

Strukturell gab es im ODV kein eigenes Bläserwerk im engeren Sinn.
Die Posaunenarbeit war der Abteilung Musikpflege der Gemeinschaft unterstellt; stellte dort aber eine eigenständige Größe dar.

Interview mit Paul Bromba, dem Gründer des Advent-Posaunenwerkes und ersten Bundesobmann

Unser Posaunenwerk besteht 25 Jahre
„Menschen zu Jesus Christus rufen und Gottes Lob verkünden“

Interview mit Paul Bromba, dem Gründer des Advent-Posaunenwerkes und ersten Bundesobmann

Nach dem zweiten Weltkrieg trugst du dich mit dem Gedanken, ein Posaunenwerk in unserer Gemeinschaft ins Leben zu rufen. Wie bist du darauf gekommen?                                                                                                                           Als ich nach dem zweiten Weltkrieg meinen Dienst im Predigtamt begann, hatte ich vor allem den Wunsch, ein guter Verkündiger des Evangeliums zu werden. Das war im Bezirk Detmold. Zum Zwecke wirkungsvoller Evangelisation und Missionsarbeit und um recht viele an dieser Arbeit zu beteiligen, wurde ein Bläserchor aufgebaut. Es war der erste Nachkriegsbläserchor. (Ich hatte schon in Friedensau geblasen.) Nach meiner Versetzung nach Treysa/Hessen ergab sich dort ebenfalls der Aufbau einer Bläsergruppe. Dadurch fand ich gute und freundschaftliche Beziehungen zum Evangelischen Posaunenwerk und erkannte mehr und mehr die großartigen evangelistischen und erzieherischen Möglichkeiten eines gut geschulten Posaunenchores im Rahmen eines Zusammenschlusses aller Chöre in einem Posaunenwerk. Mit Nehemia möchte ich sagen: „Gott gab mir ins Herz“, was zu tun sei.

Kannst du uns in einigen Stichpunkten sagen, wie und wann das Posaunenwerk begonnen hat?
Das war kein leichter und schneller Weg! Um die Voraussetzungen zur Durchführung der erkannten missionarischen Möglichkeiten zu schaffen, war eine planvolle Ausbildung der Bläserchöre und besonders auch der Chorleiter nötig.
Doch Gott gab nicht nur Einsichten, er sorgte auch für Helfer mit fachlichem Wissen und Können. Auch schenkte er Mitarbeiter, die mich ermutigten und stärkten. Der Anfang war die Ausbildung einzelner, die Schulung kleiner und kleinster Gruppen an verschiedenen Plätzen und Orten und gelegentlich gemeinsame Übungstreffen. So begann unter dem Segen Gottes und der Opferwilligkeit der Bläser die Aufbauarbeit. Nach und nach unterstützten und stärkten auch unsere leitenden Brüder das schnell wachsende Werk.
Als Geburtsstunde des „Posaunenwerkes der Adventmission“ gilt das erste „offizielle“ Übungstreffen der Bläsergruppen des Westdeutschen Verbandes vom 1. bis 4. Mai 1958 mit etwa 50 Bläsern aus sieben Chören. Anwesend waren die Brüder O. Gmehling, Vorsteher des Westdeutschen Verbandes, W. Räcker, Jugendsekretär der Mitteleuropäischen Division und E. Fischdick, Jugendsekretär der Niedersachsen-Nordvereinigung. Fortan wurden regelmäßig gemeinsame und einheitliche Ausbildungslehrgänge durchgeführt.

Worin hast du die Aufgabe und das Ziel der Bläserarbeit gesehen und worin siehst du sie heute?
Die Bläserarbeit war für mich ein guter Weg der Gemeinde, Missionsarbeit zu tun und viele – Ältere, Junge und Jüngste - daran zu beteiligen. Die wichtigste Aufgabe des Bläserwerkes sah und sehe ich auch heute in der Durchführung des Auftrages Jesu: Gehet hin! Mit dem Instrument das Evangelium von der Errettung durch Jesus Christus, die Botschaft der Hoffnung hinauszutragen. Ruferdienst zu tun ist ein begeisternder Dienst und für Bläser und Hörer ein Erlebnis unter dem Segen Gottes.
Es hat sich auch gezeigt, dass durch die Öffentlichkeitsarbeit der Bläser die Adventmission in verstärktem Maße bekannt wurde und Vorurteile gegen unsere Gemeinschaft abgebaut werden konnten. Ferner hat mich stets die Aussage des Propheten Joel inspiriert: „Blast die Posaune zu Zion, ruft laut auf meinem heiligen Berge! Erzittert, alle Bewohner des Landes! Denn der Tag des Herrn kommt und ist nahe.“ (Joel 2,1)
In diesem Text wird für mich eine weitere bedeutende Aufgabe der Bläserarbeit erkennbar. Wir können mit Posaunenschall in der Gemeinde, in kleinen und größeren Versammlungen die Herzen der Hörer dem Wirken Gottes aufschließen, das Lob Gottes mehren und im Besonderen vom baldigen Kommen des Herrn künden. Dadurch wird auch die Gemeinde zu einem kraftvollen Glaubenszeugnis ermutigt.

Worauf führst du das Wachstum des Posaunenwerkes in den vergangenen 25 Jahren zurück?
Über das schnelle Wachstum des Bläserwerkes war ich oftmals selbst überrascht. Fast wie eine Bewegung ging das Blasen durch unsere Gemeinden.
Nun war es so, dass nach dem Kriege der Missionsgedanke, der Wunsch nach öffentlicher evangelistischer Tätigkeit in den Gemeinden neu erwachte. Im Suchen nach neuen Wegen wurde auch im Blasen eine von Gott geschenkte Möglichkeit erkannt. Begeisterung ist bekanntlich ansteckend, und viele ließen sich rufen und motivieren zum Dienst in der Bläsergemeinschaft.
Eine weitere Ursache sehe ich darin, dass zur damaligen Zeit das Angebot musischer Betätigung in unseren Gemeinden nur gering war. Im Bläserchor mitzublasen war deshalb für manche eine willkommene Gelegenheit. Das gemeinschaftliche Blasen ist schon eine begeisternde Sache und hat die Herzen vieler gewonnen. Auch ist das Blasen leichter bzw. schneller erlernbar als das Musizieren auf manch anderen Instrumenten. Im Wesentlichen aber sehe ich im Wachstum des Posaunenwerkes die segnende und führende Hand unseres Gottes.

Kannst du uns unter den vielen Erfahrungen, die du in Verbindung mit der Bläserarbeit machtest, eine erzählen?
In den vergangenen 25 Jahren hat Gott uns viele wunderbare Erfahrungen machen lassen, besonders auch solche, bei denen Hörer durch unser Blasen den Weg zu Jesus und in die Gemeinde gefunden haben. Oftmals waren es junge Leute, die sich rufen ließen. Den evangelistischen Wert des Bläsereinsatzes in der Öffentlichkeit zeigt besonders auch folgende Erfahrung, die ich schon manchmal erzählt habe:
Wir nutzten eine Konferenzpause, um an einer nahe liegenden verkehrsreichen Straße einige Lieder und Choräle zu blasen. Nach Abschluss kam ein Herr, gab mir dankend die Hand und erklärte: „Ich habe ihren Ruf verstanden.“ Später erreichte mich die Nachricht, dass er in der Taufe sein Leben Jesus Christus übergeben hat.

Welche Wünsche hast du für das Advent-Posaunenwerk?
Für das Advent-Posaunenwerk sehe ich in der Zukunft noch große Aufgaben. Es ist mein Wunsch, dass das Ziel aller Arbeit, Menschen zu Jesus Christus zu rufen und Gottes Lob zu verkünden, auch weiterhin Mittelpunkt des Dienstes bleibt und die Richtung bestimmt. Es ist ein Weg, auf dem auch Menschen angesprochen werden, die anders kaum erreichbar sind. Ich glaube, dass ich noch viele, besonders auch junge Menschen, für diesen Dienst rufen lassen, wenn heilige Begeisterung und Einsatzfreude bestehen bleiben.
Es ist mein besonderer Wunsch, dass das Bläserwerk auch in der Zukunft sichtbar den Stempel göttlichen Segens und göttlicher Führung trägt. Allen unseren Bläsern wünsche ich die Gewissheit, von Gott zu diesem Dienst gerufen zu sein, bis Er „senden wird seine Engel mit hellen Posaunen“.