der Freikirche der STA
19. September 2021 | Kategorien: BMV Bläserarbeit , HANSE Bläserarbeit , MRV Bläserarbeit
... aber von der Seele, die atmet, sollte ich erst morgen beim Musik- & Singfest etwas hören; und soweit waren wir heute noch nicht. „Heute“, das war Freitagabend, am 18. September 2021 in der Kulturscheune in Friedensau.
Außer mir waren da noch etwa 40 Bläserinnen und Bläser aus der Hanse- und BMV- Vereinigung. Und ich, vom Posaunenchor Marienhöhe, saß nach langer Zeit wieder mitten unter ihnen. Einige kannte ich von früher; die meisten nicht. Und das waren vor allem die jüngeren Teilnehmer. „Ein gutes Zeichen“, dachte ich. Die Posaunenchöre bleiben ein bewährtes Zusammenspiel von Jung und Alt über Generationen hinweg. Darum hat die Bläserei Zukunft. Und schon sollte ich erkennen, wer mit Sicherheit einen entscheidenden Anteil daran hat: Martin Rainer Leipold, (gerne genannt auch: „Tubi“). Dass er seine Tuba so virtuos spielt, wie andere ihre Trompete, auch das sollten wir wieder erleben. Erstmal ließ er seinen neuen, weißen Taktstock aber im Etui und wir wurden angeregt, zu atmen. Den „Atem des Lebens“ richtig einsetzen, damit die Instrumente zum Klingen gebracht werden. Nicht unvorbereitet war ich hergekommen, denn Martin hatte auch mir die Noten schon lange vorher per Mail geschickt. Vielen Dank!
Das Zusammenspiel trainierten wir hier zum ersten Mal gemeinsam. Und mir wurde es erneut bewusst: Martin ist nicht nur ein professioneller Musiker, der gut blasen kann. Martin ist auch ein begnadeter Trainer. Gott hat ihn mit pädagogischem Geschick ausgestattet; und wir Bläser sind die Beschenkten. Ein Beispiel. Er könnte sagen: „Der Sopran ist zu laut und der Tenor im dritten Takt zu schnell, der Bass war zu langsam und alles war sehr unsauber“. usw. usw.
Stattdessen hören wir: „Da war schon eine Menge Gutes drin. Wir machen das noch mal...“
Lob motiviert. Daran ist der professionelle Trainer zu erkennen. Das ist in der Musik genauso wie beim Sport, bei der beruflichen Aus- und Fortbildung und überall. Danke, Martin.
So vorbereitet trafen wir uns am nächsten Morgen in der Arena zum Gottesdienst.
Hier erwartete uns ein gemischter Chor von etwa 40 Sängerinnen und Sängern, eine kleine Band, bestehend aus einem Vokalquartett, begleitet von Keyboard, Saxofon, Gitarren und Schlagzeug. Hier hatte Michael Nestler, der Musikbeauftragte der Hanse-Vereinigung, alles in seinen Händen. Auf seiner Violine sollte er sehr virtuos alles begleitend unterstützen, was an diesem Tag gespielt und gesungen wurde.
Von den fast 1.500 Plätzen waren nur wenige besetzt. Dagegen unsichtbar für uns, die Zuschauer in den Häusern, Wohnungen und im Seniorenheim vor ihren Fernsehgeräten. Möglich ist das, durch den eigenen Fernsehkanal der Kommune Friedensau. Lokale Nachrichten, Andachten und Gottesdienste aus der Kapelle erreichen auf diesem kurzen Wege alle Bewohner des Ortes.
Wir, die Akteure in der Arena, hatten uns auf die harten Bänke ohne Rückenlehne und die niedrigen Temperaturen gut vorbereitet. Danke dafür, an unsere beiden Organisatoren!
„Dies ist der Tag, den der Herr gemacht!“. Als Bläser sind wir selbst überwältigt von der Akustik in diesem speziellen Zeltbau. Gekonnt und mit geistlichem Tiefgang führt Michael durch das Programm.
„Segne uns an diesem Tag“,
„Lobe den Herrn, meine Seele“,
„Wer nur den lieben Gott lässt walten“.
Ein Gottesdiest der ganz besonderen Art erwartet uns. Gott mit unseren Stimmen und Instrumenten zu loben, das ist heute „unser Amt“.
Dass wir in Christus verbunden sind, betont Michael immer wieder. Damit drückt er unser aller tiefste Überzeugung aus. Mit einbezogen sind die Zuschauer und Hörer vor ihren Bildschirmen und alle, die an diesem Fest über YouTube teilnehmen.
Von Gottes ewiger Treue spricht der Sänger des 146. Psalms. Und einmal mehr hören wir in der Lesung, dass unsere Hilfe bei dem ewigen Gott ist, der Himmel und Erde gemacht hat und das Meer und alles was darin ist. Die stille Gebetszeit danach, berührt mich sehr tief. Mir ist sie viel zu kurz für meinen angesammelten Dank für diesen Augenblick, diesen Gottesdienst und diese Tage. Die nächsten Stunden geben mir noch viel Gelegenheit zur Fortsetzung.
Auch die Kinder sind nicht vergessen. „Sei mutig und stark und fürchte dich nicht, denn der Herr dein Gott ist bei dir.“ Michael stimmt an. Sein erhobener Arm mit ausgestrecktem Zeigefinger ist das Symbol dafür, sich nicht zu fürchten. Das hat auch ein kleines Mädchen verstanden. Es steht mir gegenüber, auf der anderen Seite in der Arena. Auch nach dem Schlusston zeigt ihre kleine Hand mit dem erhobenen Zeigefinger immer noch nach oben.
Dann hören die Erwachsenen von Michael die Geschichte über eine Himalaja-Expedition. Die Träger saßen still und wollten nicht weitergehen. Auf die Frage des Europäers nach dem Grund dafür war ihre Antwort: „Wir können nicht weitergehen. Wir müssen warten, bis unsere Seelen nachgekommen sind“. „Müssen wir auch erst ankommen?“, fragt Michael. Kommt unsere Seele mit, in dieser schnellen Zeit? Singen wir auch mit unserem Herzen oder nur mit den Lippen?
Das nächste Lied, von den Bläsern im Doppelchor vorgetragen und von den Hörern im Herzen mitgesungen, hat mich tief angerührt.
„Du meine Seele singe, wohlauf und singe schön…“
„Er weiß viel tausend Weisen zu retten aus der Not…“
„Ach, ich bin viel zu wenig, zu rühmen seinen Ruhm. Der Herr allein ist König, ich eine welke Blum. Jedoch, weil ich gehöre gen Zion in sein Zelt, ist’s billig dass ich mehre, sein Lob vor aller Welt.“
Unser Musizieren und unser Singen wird verstärkt durch den besonderen Klang an diesem Ort. Und in unserem Inneren schwingt es mit. Immer noch ist es der Odem Gottes, der uns lebendig macht. So moderiert Michael das Geheimnis von der Seele, die singt. Und er ergänzt, dass mit jedem Ausatmen beim Singen, beim Blasen, das mitschwingt, was wir seit der Schöpfung haben: Gottes Odem. Mit dem Blasinstrument und beim Singen wird der Lebensodem Gottes verlängert und wahrgenommen. So geben wir Gottes Odem weiter. Unser Musizieren wird damit zu einem Klang der Ewigkeit. Es „mehret“ SEIN Lob vor aller Welt.
Danke Michael, so gesehen ist das, was wir hier tun, mehr als Musik machen auf einem Fest. Es ist ein Geschenk Gottes für die Sänger, die Bläser und die Hörer. Es ist Anbetung, Lob und Dank in seiner höchsten Form.
Mit der „Hymne im adventistischen Kreis“, wie Michael es nannte, klingt es in mir noch lange nach:
„Wir sind voll Hoffnung auf den Tag des Herrn!“
Das Musikfest am Spätnachmittag, empfand ich als gelungene Fortsetzung des Gottesdienstes.
Der alte Bach-Choral „Jesu meine Freude“ und das Psalmwort „Lobe den Herrn meine Seele und was in mir ist, seinen Heiligen Namen“ öffneten Herz und Ohr für das Programm.
„Musik ist Seelen-Nahrung wie Essen und Trinken“, ließ uns Michael wissen. Und ich glaube ihm das.
„Halleluja! Lobet Gott in seinem Heiligtum“
„Dich rühmt der Morgen. Leise verborgen, singt die Schöpfung dir Gott, ihr Lied.“
„Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte, die du geschaffen durch dein Allmacht- Wort…, Dann jauchzt mein Herz dir großer Herrscher zu, wie groß bist du...“
„Hör‘ den Urklang, hör den Ruf. Wort im Anfang, das uns schuf. Fühl den Herzschlag in der Brust. Schöpfergeist weckt Lebenslust, Liebesglut und Kampfesmut.“
Auf den Urklang der Schöpfung hören. Hinhören ist wichtig. Und Hören sei der Anfang, sagte Michael. Alles beginnt mit dem Hören. Der heranwachsende Mensch hört zuerst den Herzschlag der Mutter. Und das, lange bevor das Augenlicht entsteht. Ein gehörloser Mensch verliert den Kontakt zur Gemeinschaft schneller als ein Blinder. Darum ist das Hören wichtig. Hören, auch auf den eigenen Herzschlag. „Wer macht das schon“, frage ich mich. Ich sollte es öfter mal versuchen! Schließlich ist das schlagende Herz in meiner Brust mir ein Beweis dafür, dass ich lebe.
Auch in der Musik zeigt sich, dass wir lebendig, dass wir „beseelt“ sind. Über den Klang und den Rhythmus sind wir miteinander verbunden. Es ist eine Freude, dass wir das praktizieren und teilen können. Und Jesus ist es, in dem wir alle verbunden sind.
Darum die Hymne:
„In Christus ist mein ganzer Halt“
Und schon naht der Schluss des Festes.
Michael dankt allen Teilnehmern. Er dankt der Technik. (sie erhalten Applaus) Er dankt den Musikern, den Bläserinnen und Bläsern, den Sängerinnern und Sängern. Er dankt allen, die sich um unser körperliches Wohl im Gästehaus, in der Küche und in dieser Arena gekümmert haben.
Dieser gewaltigen Zeltbau „ist wie ein Herzschlag“, sagte er. „Man kommt zusammen und geht zurück nach draußen, woher man gekommen ist…
Aber dann gab er uns doch noch seine Träume preis:
„I have a dream“, sagte Michael. “Das dies nicht das erste und zugleich letzte Mal war, sondern der Beginn. Der Anfang von etwas, von dem wir wissen: Musik- und Singfest in Friedensau, ist das Wochenende, wo man sich vorher zuhause vorbereitet, und dann kann man hinkommen, wo man diesen Herzschlag spürt. Ich denke, dass alle Beteiligten ihm darin ihre Zustimmung gegeben haben.
Wir hören die Einladung zur Konferenz in Krelingen zum 18. Juni 2022.
Michael kündigt an, dass an jedem 18. im Monat abends eine Stunde gemeinsam gesungen wird, als Vorbereitung darauf. Gehe ich recht in der Annahme, dass Martin das auch für die Bläser plant?
In der Arena ist das Musik- und Singfest an sein Ende gekommen. Die musikalische Bitte:
„Segne uns an diesem Tag, komm, nimm unsere Hand. Sieh uns freundlich an und sag: Es geht in gutes Land.“
Und die Segensworte von Michael bilden den Abschluss.
Danach vereinen sich noch einmal alle Beteiligten: Bläser, Band, Quartett und gemischter Chor
zu dem großen Credo:
„Bist zu uns wie ein Vater…
Gib uns das, was wir brauchen…,
Lehre uns zu vergeben…,
Nimm Gedanken des Zweifels…,
Deine Macht hat kein Ende, wir vertrauen darauf…“
Beim Verlassen der Arena begleiten dieser Text und die Melodie mich noch lange in den Abend und die Nacht. Das Musik-& Singfest 2021 in Friedensau ist zu Ende. Danke, Michael.
Für die Bläser gilt das nicht; oder doch? Wie man’s nimmt…
Diese musikalische Spezies wird am Sonntagvormittag noch einmal von Martin „in die Mangel“ genommen. Der richtige Platz dafür, die Kulturscheune. Auch jetzt bleibt der neue, weiße Taktstock im Etui. Aber in Gedanken höre ich unseren Chorleiter schon wieder sagen: „Da war doch viel Gutes dabei!“
Alles ist so, wie es am Freitagabend begonnen hat. Danke, lieber Martin!
Auf die nächste Begegnung mit Dir freut sich
der Arno.
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